Unsere Kinder - kleine und große Persönlichkeiten

Unsere Kinder

 

 

 

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

 

Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931

 

Mein Weg zur Erkenntniss

 

Vor mehr als 23 Jahren empfahl mir eine junge Frau die ich in der Pekip-Gruppe kennenglernt hatte, ein Buch und besonders empfahl sie mir dieses Gedicht welches dort zu finden war, zu lesen.

 

Ich denke sie tat dies damals, weil ich mein erstes Kind oft nicht verstehen konnte, es war so anders als ich es erwartet hatte. Ich hatte als Teenager eine Schwester bekommen und miterlebt, wie sie sich verhielt und wie sie sich entwickelte und erwartet mein Kind würde sich so entwickeln wie die Kinder unsere Familie dies tun. Doch mein Kind war vom ersten Lebensschrei sich selbst.

 

Da ich selbst nie erlebt hatte, wie sich das anfühlt ganz sich selbst zu sein, war mir nicht bewusst wie sehr ich mir das Leben selbst schwergemacht habe. Indem ich versuchte meine kleine Persönlichkeit dem Familiensystem meiner Herkunftsfamilie mit all den emotionalen Altlasten aus Krieg und Verlust, Hunger und Not, der Erwartung erfolgreich und gebildet zu sein, anzupassen.     

 

Das Buch welches ich nun las hieß: „Kinder sind Gäste die nach dem Weg fragen“ von Irina Prekop

 

Ich durfte erkennen, dass mein Kind seinen eigenen Weg hat. Das wichtigste, was es dafür bedarf ist bedingungslose Liebe.

 

Doch wie geht das? Wenn ich selbst als Kind nicht bedingungslos geliebt wurde und auch meine Ahnen dies nie erfahren hatten? Es war also notwendig mich selbst auf die Reise zu begeben um mich so anzunehmen wie ich bin.

 

Zu Beginn dieser Reise stand dann die Frage: Wer bin ich wirklich? Habe ich gelernt was ich wollte oder habe ich mich untergeordnet und gelernt was andere für mich vorgesehen hatten?

 

Ich begab mich auf die Reise der Auseinandersetzung mit meiner Herkunftsfamilie und mit den Werten und Traditionen mit den ungeschriebenen Gesetzen und den unausgesprochenen Gefühlen der Trauer und des Verlustes. Jetzt in diesem Jahr habe ich das Gefühl ich bin bei mir angekommen.

 

 

Auf diesem Weg

 

Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse auf diesem Weg ist die, dass unsere Kinder uns so sehr lieben, dass sie unsere Trauer, Schuld und Wut und Trotz, für uns tragen. Wir können noch so sehr versuchen diese nicht zu zeigen. Deshalb ist das wichtigste was ich jungen Eltern raten kann, werdet Euch dessen bewusst und lasst Euch helfen davon frei zu werden.

 

In den letzten zwei Jahren konnte ich immer wieder Seminar Angebote lesen zum „inneren Kind“.

 

Als ich zum ersten Mal in den späten 90ziger Jahren davon hörte war das noch ein Fremdwort für die breite Öffentlichkeit, heute ist das Bewusstsein für die eigene spirituelle und geistige Heilung wesentlich größer als damals. Es ist leichter ein passendes Angebot zu finden.

 

Sobald wir uns selbst erkennen und lieben können wir auch andere lieben.

 

Kinder, die in diesem Bewusstsein aufwachsen, geliebt zu werden in ihrem ganzen Sein, zeigen uns, was sie brauchen um ihren Weg zu gehen, sie vertrauen uns und dem Leben. Sie erleben wie ihre Begabungen sie zu einem erfüllten Leben und ihrer Berufung führen.       

 

 

Den Weg finden durch die Beobachtung

 

Indem wir unsere Kinder beobachten und begleiten, ohne sie zu werten, können wir ihren Weg   erkennen und ihnen den Weg bereiten damit sie sich entwickeln können.

 

Bitte dabei beachten, dies ist eine Anregung und niemand muss perfekt sein.

 

 Erst neulich fragte meine jüngste Tochter mich, nachdem sie jüngere Kinder und ihre Eltern beobachtet hatte und wir über ihr Verhalten und ihrer Bedürfnisse in der frühen Kindheit sprachen, “Wie habt ihr das mit mir nur ausgehalten, das war doch bestimmt super anstrengend.“

 

Ja es war eine Herausforderung, doch ich habe diese Herausforderung gerne angenommen.

 

Ich konnte daran wachsen.

 

Es war eine Freude an der Seite meiner Kinder zu gehen und sie zu beobachten, ihre Lernbedürfnisse zu erkenne und zu unterstützen.

 

 

 

Und ich bin überzeugt das Maria Montessori recht hat, wenn sie schreibt:

 

„In Wirklichkeit trägt das Kind den Schlüssel zu seinem individuellen, rätselhaften Dasein von allem Anfang an in sich. Es verfügt über einen inneren Bauplan der Seele und über vorbestimmte Richtlinien für seine Entwicklung.“

 

Maria Montessori “Kinder sind anders“

 

Klett-Cotta 14.Auflage, Seite 61.